Kurzbericht 9. April bis 23. April 2020 Teil 2

 

Nach wie vor ist die größte Herausforderung, der wir uns zu stellen haben, die Versorgung der ca. 600 Ombilis und die Aufrechterhaltung der Lebens- und Arbeitsfähigkeit der Stiftung. Dabei geht es im Prinzip um die ständige Abwägung zwischen dem Machbaren, dem eigentlich Erforderlichen und den äußeren Zwängen. Ohne den Freundeskreis im Rücken wäre all das nicht möglich. Dafür an dieser Stelle nochmals unser herzlicher Dank an alle, die so engagiert mit Spenden, Patenschaften und dem Kauf von Kunsthandwerk Ombili unterstützen. Viele der Einwohner und besonders auch das Management und der Vorstand wissen dies sehr wohl zu schätzen.

Als Beispiel für die erwähnten Abwägungen soll deswegen auch unser Umgang mit Kunsthandwerk dienen. Es ist sicher müßig zu erwähnen, wie schwierig die Situation diesbezüglich ist. Einerseits sind sowohl in Namibia als auch in Deutschland und der Schweiz alle Möglichkeiten von Verkäufen in den Zoologischen Gärten und auf Märkten zusammengebrochen. Andererseits hängt von dem Aufkauf durch die Stiftung die Existenz sehr vieler Familien ab. Für die meisten Frauen, ist es die einzige Einnahmequelle. Gerade beim Aufkauf von Körben müssen wir aber auf Grund des vorhandenen Lagerbestandes sehr zurückhaltend agieren. Dennoch erwerben wir punktuell und sehr ausgewählt Kunsthandwerk. Selbst größere Aktionen ein- bis zweimal im Monat werden noch durchgeführt. Es werden auch immer wieder sehr schöne Stücke angeboten (Bilder: Johannes AUSEB – Zebra, Johannes AUSEB – Geparden, Martin JOSEF – Oryx, Johnny SHEEFENI – Warzenschwein,  Jonas MISHE – Elefant & Flusspferd). Allerdings können nicht mehr als fünf Personen die Gemeindehalle betreten, Händedesinfektion eingeschlossen. Sind die Pakete gepackt, überweist der Freundeskreis dankenswerter Weise bereits das Geld für den Inhalt, das wir dann bereits wieder für neue Aufkäufe verwenden können.

 

JOSEF Martin Oryx
AUSEB Johannes Geparden
MISHE Jonas

 

AUSEB Johannes Zebra

SHEEFENI Johnny Warzenschwein kniend

 

Die Lage verschärfend kommt hinzu, dass es nur noch erlaubt ist, Beschäftigte in „essentiellen Bereichen“ wie Lebensmittelproduktion, Lebensmittelhandel, Apotheken und Krankenhäusern arbeiten zu lassen, und auch da soll geplant sein, die Anzahl der Arbeiter auf 25 zu begrenzen. Darauf werde ich in einen späteren Bericht näher eingehen.

 

Seit geraumer Zeit ist uns die Mokuti-Lodge (www.mokutietoshalodge.com), gleich beim Namutoni-Eingang zum Etosha National Park, sehr verbunden. So hat die Lodge zwei unserer Schulräume mit neuen Fußböden ausgestattet, bezahlt und mit eigenen Arbeitern verlegt. Auch verkaufen sie normalerweise Ombili-Kunsthandwerk Am Ostersonntag besuchte uns eine kleine Delegation, ausgerüstet mit Desinfektionsmitteln für die Übergabe von etwa 300 Ostereiern an die kleinsten Einwohner von Ombili.

 

Mokuti Lodge Ostern 1

Mokuti Lodge Ostern 2

 

Am 19. April gab es eine Sonntagsüberraschung: Die erste Giraffe in diesem Jahr. Die meisten werden Bilder aus dem Zoo oder der Etosha bevorzugen. Für Ombili bedeutet dies aber eine wichtige Fleischquelle über mehrere Wochen. Wenn auch das Hostel (Internat) geschlossen ist, können wir jedoch die Einwohner versorgen. Pensionäre erhalten eine Extraration. Die Organisation liegt in den Händen der Spenderfamilie, dem Freundeskreis Northeim und einer Jagdfarm in der Nähe Ombilis. Wir sind sehr dankbar dafür.

Giraffe

 

In den letzten Wochen habe ich immer wieder die Erfahrung machen müssen, dass die Grundkenntnisse unserer Schülerinnen und Schüler im Lesen und Schreiben, beginnend mit dem fehlenden Verständnis des Alphabetes (!), zum Teil erschreckend sind. Wir hatten uns seit meiner Ankunft im Februar Kinder mit mangelhaften Zeugnissen gemeinsam mit ihren Eltern eingeladen, Gespräche geführt und Lernprogramme aufgestellt.

Erastus

 

Mit der Schließung der Schulen verfügen wir nun plötzlich über ein ungeahntes Potential an „Lehrkräften“. Nach Abstimmung mit unserem Vorstandsmitglied Andre Struwig (Regionaldirektor für Bildung der Region Oshikoto i. R.) und unter Zugrundelegung der WHO-Regularien haben wir eine „Alphabetization Initiative“ ins Leben gerufen, wohlweißlich die Begriffe Schule und Unterricht vermeidend. Es sollte und durfte kein „Schulunterricht“ sein. Gemeinsam mit Dolly de Wet (bei Ombili angestellte Koordinatorin für Vorschule und Kindergarten) habe ich die Vorgespräche geführt. Gemeinsam mit Erika Nases (Leiterin des Kindergartens), Martin Aromo (Hilfslehrer Vorschule) und Phillipus Shikongo (bei der Initiative als Vor-Ort-Koordinator eingesetzt) wurden dann die weiteren Vorbereitungen unternommen.  Später haben wir  sieben Schülerinnen und Schüler der Sekundarschulen um Unterstützung gebeten. Die jungen Leute waren sofort mit Begeisterung dabei (Bild: Sekundarschüler). Wir haben wegen der reduzierten Teilnehmerzahl (max.10 Personen) aus der dritten Klasse des Kindergartens, der Vorschulklasse sowie Grundschulklassen eins und zwei, neun Gruppen gebildet, die in zwei Schichten täglich jeweils zwei Stunden betreut werden. In den Pausen gibt es Fruchtsaft und ab Ende der beiden Stunden Maisbrei oder Reiseintopf. Nach wie vor läuft die Initiative hervorragend.

 

Alphabetisierungsinitiative 1

Sekundarschueler

 

Alphabetisierungsinitiative 2

Alphabetisierungsinitiative 3

Alphabetisierungsinitiative 4

 

Die WHO-Bedingungen werden sowohl in den Räumen (Händedesinfektion, Abstände) als auch beim Essen eingehalten.  Allerdings gibt es z. Zt. weniger Gefahren durch Corona als eher durch die Schlangenplage. Auf einem Baum neben dem „Essplatz“ der Kinder entdeckte Phillipus Sefeni (Sekundarschüler und Betreuer) die grüne Mamba. Da alle Männer in dieser Zeit Schleudern/Katapulte bei sich tragen, konnte die Schlange schnell erlegt werden.

 

Essen 1

Essen 2

Essen 3

Green Mamba

 

Ende Teil 2

Mit besten Grüßen,
Rüdiger von Versen