Auf dem Gelände einer ehemaligen Farm in Namibia versucht die Ombili-Stiftung den vom Aussterben bedrohten Khoi-San (Buschleuten) das Leben in unserer Welt zu ermöglichen. Ziel ist es, die jahrhunderte alten Traditionen dieser afrikanischen Ureinwohner in einer veränderten Umwelt zu bewahren. Unterstützt wird das Projekt in hygienischen und medizinischen Belangen vom „Freundeskreis Gesundheit für Ombili Berlin- Brandenburg e.V.".
Von Frauke von Versen
Im September 2000 durchquerten wir, das heißt zwei befreundete Ehepaare und ein enger Freund mit zwei Jeeps Namibia im südwestlichen Afrika. Es ist kaum möglich, dieses eindrucksvolle Land zu beschreiben mit seinen endlosen Weiten, spektakulären Landschaften, seiner wechselvollen Geschichte und vor allem seinen interessanten freundlichen Menschen unterschiedlichster Abstamung und Hautfarbe. Den tiefsten Eindruck hat jedoch der Besuch der Ombili-Stiftung bei uns allen hinterlassen. Die Ombili-Stiftung versucht mit großem Engagement, im Norden Namibias auf dem Gelände einer ehemaligen Farm einer Gruppe von KhoiSan (Buschleuten) das Leben in unserer Welt zu ermöglichen.
Die San sind die ältesten bekannten Ureinwohner des südlichen Afrika, deren Lebensweise sich über Jahrhunderte kaum verändert hat und deren Existenz als Volksstamm vom Aussterben bedroht ist. Diese Jäger und Sammler der Kalahari können in unserem Jahrtausend in ihrer traditionellen Daseinsform nicht überleben. Durch die Siedlungsstrukturen mit der Aufteilung und Einzäunung zu Farmland sind die Lebensräume der San zum Jagen und Sammeln von Wurzeln, Pflanzen und Nüssen nicht mehr existent. Es ist schwer, ein Volk, das völlig andere Lebensformen im Vergleich zu unseren Traditionen seit Jahrhunderten durchlebte, einen sanften Übergang in die Neuzeit zu ermöglichen. Auch das enorme Wissen dieser Menschen um die Zusammenhänge in der Natur würde mit ihrem Aussterben verschwinden.
Die San lebten in Gruppen von etwa 30 Personen, zogen mit ihrem Hab und Gut, das meist nur etwa 10 Kilogramm schwer war, durch die Weiten der Kalahari. Alles, was sie an Wild erlegten und an Früchten sammelten, wurde in der Sippe geteilt. Wir wurden sehr nachdenklich, als wir Einblicke in die Lebensphilosophie der San bekamen. Für unseren Kulturkreis überraschend, existierten in der Sprache der San die Worte „bitte" und „danke" nicht, weil das gegenseitige Helfen und Unterstützen als Selbstverständlichkeiten gelten und dafür keine Worte nötig sind. Die Lebenshaltung der San besteht in der Reduzierung des Lebens auf das Wesentliche. Reichtum liegt nicht im Besitz sondern im Zusammenhalt der Sippe, im Teilen mit Gleichgesinnten.
Ombili, der Name bedeutet Frieden, begann seine Arbeit 1989 circa 200 km nördlich vom jetzigen Standort der Farm Hedwigslust. Diese Farm wurde 1990 vom damaligen Besitzer Klaus Mais Riche dem OmbiliProjekt zur Verfügung gestellt. Es gab 300 San ein neues Zuhause. Der Garten wurde gerodet, Grashütten für die San errichtet, Ziegelsteine selbst hergestellt, eine Schule, Lehrer häuser und ein Gemeinschaftszentrum errichtet. 1993 wurde mit dem ersten Schulunterricht begonnen und 1994 ein Kindergarten eröffnet. Der Unterricht gestaltet sich schwierig, weil es kaum ausgebildete Lehrer gibt, die die San Sprachen sprechen.
10.000 Hektar Farmland stehen inzwischen der Gemeinschaft von Ombili für den Anbau von Hirse, Bohnen, Sammeln von Beeren, und Früchten und für die Rinderzucht zur Verfügung.
2004 entstanden erste Lehmhäuser und im Januar 2005 wurde ein Schülerheim für die Kinder entfernt lebender Sippen eröffnet.
Für die medizinische Betreuung ist eine kleine Krankenstation entstanden, die von aus Deutschland zu Ombili gekommenen Krankenschwestern betrieben wurde. Einmal im Monat kommt die Buschambulanz, das ist eine Krankenschwester der staatlichen Gesundheitsfürsorge, die zum Beispiel Impfungen vornimmt. Der nächste Arzt befindet sich im rund 100 Kilometer entfernten Tsumeb. Die Frauen bringen ihre Kinder mit Hilfe ihrer Stammesschwestern zur Welt. Große Probleme bereiten Durchfallerkrankungen, Verletzungen, Malaria und Hauterkrankungen. Die Lebenserwartung der San lag in der Vergangenheit bei nur 45 Jahren.
Beeindruckt von der Lebensphilosophie der San und vom großen Engagement der Mitarbeiter der Ombili-Stiftung entschlossen wir fünf Besucher noch vor Ort, unser Mögliches zu tun, die Gemeinschaft von Ombili im medizinischen und hygienischen Bereich zu unterstützen.
Im November 2000 gründeten wir den „Freundeskreis Gesundheit für Ombili Berlin Brandenburg e.V.", der inzwischen 30 Mitglieder hat. Wir unterstützen seitdem in Absprache mit den Mitarbeitern der Stiftung konkrete Arbeitsbereiche und Projekte.
Durch unsere beiden jährlich im Sommer und Winter stattfindenden „Afrikanischen Sommernächte" und Benefiz-Konzerte „Winter in Afrika" konnten wir unter anderem erreichen, dass inzwischen jeder San eine eigene Decke besitzt, die Kinder im kalten afrikanischen Winter Schuhe haben, Malariaerkrankungen behandelt werden konnten, Moskitonetze und Gazefenster für das Schülerheim angeschafft wurden und einiges mehr. Zweimal war es mit Unterstützung der Bundesluftwaffe möglich, gespende
te Hilfsgüter wie Krankenhaustextilien, Handtücher, Bälle für die Kinder und andere Sachen nach Namibia zu senden.
Eine weitere Möglichkeit den San zu helfen, erreichen wir durch den Verkauf ihres Kunsthandwerkes – aus Tambotiholz geschnitzte Tiere, geflochtene Körbe, Ketten aus Straußeneierschalen, Holzperlen, Makalaninüssen, Mobiles für Kinder u.a. Im September 2004 bei unserem zweiten Besuch in Namibia konnten wir uns von den großen Fortschritten bei Ombili überzeugen. So helfen inzwischen einige San auf der Krankenstation mit und der große eindrucksvolle Obst und Gemüsegarten garantiert die Eigenversorgung mit diesen Lebensmitteln.
Aber Ombili ist ohne Hilfe von außen noch nicht lebensfähig. Neben der Unterstützung in medizinischen und hygienischen Belangen durch unseren Freundeskreis wird die Gemeinschaft seit Jahren unter anderem vom Lionsclub Mosbach und dem OmbiliFreundeskreis Northeim sehr engagiert in den anderen Lebensbereichen unterstützt.
Viele für uns einfache alltägliche Dinge sind nach wie vor für die San von Ombili im Bereich von Wunschträumen. Dazu zählen zum Beispiel Schränke, Regale und Tische. Da es mittlerweile fast immer Strom gibt, wäre auch ein Computer für die inzwischen beträchtlichen Verwaltungbelange sinnvoll. Die sehr einfach eingerichtete Krankenstation
benötigt Verbandsstoffe, Nahtmaterial, Desinfektionsmittel, Instrumentarium für kleine chirurgische Eingriffe, ein Mikroskop, Material für ein einfaches Labor, eine Untersuchungsliege, eine Lupe, Lampen und vieles mehr.
Unser Freundeskreis würde sich sehr freuen, wenn durch diese Information über die OmbiliStiftung sich weitere Unterstützer finden ließen. Über jeden Kontakt wären wir sehr dankbar. „Es ist viel besser ein Licht anzuzünden, als die Dunkelheit dieser Welt zu beklagen" schrieb ein Besucher der Ombili-Stiftung.
Verfasser:
Dr. med. Frauke von Versen
Fachärztin für Gynäkologie
Vorsitzende des Freundeskreises Gesundheit für Ombili Berlin Brandenburg e.V.
Kontaktadresse:
Freundeskreis „Gesundheit für Ombili Berlin Brandenburg e.V."
An der Wildbahn 41, 16348 Basdorf
Tel.: 033397/70017
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