Kurzbericht 30. März bis 1. April 2020
Während draußen wieder einmal ein wahrer Sturzregen vom Himmel fällt und unsere Werkstattarbeiter vom Baumschnitt abhält (li. Sakaria Asser und Mitte Phillipus Dweb*), beginnt wie geplant nun am Montag, die Produktion der Marmelade.
Nach dem Früchtewaschen werden die Mandarinen geschält. Parallel dazu presst Hiskia Jakob der Küchenchef einige wenige der verbliebenen Zitronen aus.
Der Nachmittag wird wieder durch den Garten bestimmt. Die ersten 40 kg Paprika wurden geerntet und warden nun verpackt. Sie kommen später im Laden zum Verkauf. Die bisherige Menge macht vielleicht ein Viertel der zu erwarteten Ernte aus.
Am nächsten Tag köchelt schon die erste “Portion” Marmelade im großen Kessel. Die Köchin ist Loide Kambuta. Wenn sie nicht in der Küche arbeitet, dann leitet sie einen Teil des Gemeindechores. Vor wenigen Wochen hat sie aus traurigem Anlass vier Kinder aus ihrem Familienkreis adoptiert.
Am 1. April werden die ersten Gläser und aus Mangel an Alternativen auch neue Fastfood-Verpackungen mit der leckeren Mandarinenmarmelade gefüllt. Später sollen sie im Kühlraum gelagert werden.
Joao Ndumba kommt mit einem Großeinkauf für den Laden aus Tsumeb zurück. 600 Einwohner wollen versorgt sein. Inzwischen gibt es in unserer Verwaltungsregion den “Lock Down” (Ausgangssperre). Die Einwohner sind aufgerufen, zu Hause zu bleiben. Nur noch die dringlichsten Aktivitäten sind erlaubt. In unserem ISUZU darf neben dem Fahrer niemend sitzen. Das macht es für unsere San fast unmöglich, selbst nach Tsumeb zum Einkaufen zu fahren.
Am Nachmittag hatten wir Besuch von einer Polizeistreife mit Maschinenpistolen und Schutzwesten (etwa 12 Personen). Es handelte sich um eine der nun verstärkt durchgeführten Routinekontrollen und Präsenzaktivitäten. Einige der Offiziere und ich kannten uns noch von Treffen aus dem letzten Jahr. Sie fragten auch, wo denn die anderen Deutschen seien. Man war beeindruckt von unseren präzisen Vorbereitungen und Absicherungen, wie zum Beispiel Aushänge in Englisch und Afrikaans über tägliche Hygienemaßnahmen (Desinfektionsspender u. a. in Küche, Ambulanz und den Werkstätten) und das strikte Verbot für Fremde, das Stiftungsgelände zu betreten. Auch die Aufstockung der Ombili Security wurde erwähnt.
In der Nähwerkstatt hat Regina Erastus den ersten Prototyp eines Behelfsmundschutzes hergestellt. Im Handel war alles wie leer gefegt. Stoffe gibt es aber aus unserer Containerlieferung aus dem Jahr 2014 noch reichlich.
Die Ausgabe von Ombili-IDs, nun auch für Management und Vorstand, wird verstärkt (Martin Aroma fertigt dafür Bilder an, hier mit Bets van der Merwe).
Da Ansammlungen von mehr als 10 Personen nicht mehr erlaubt sind, übt unser Gemeindechor nun in zwei Gruppen in der Gemeindehalle und in der neuen Bibliothek.
Am Abend kam traf sich die Kulturgruppe wieder im Office. Es wurde über die Anfertigung von traditionellen Waffen und Gebrauchsgegenständen gesprochen und ein zeitlicher “Produktionsplan” zusammengestellt.
So vergehen die Tage. Sie sind gut ausgefüllt, und wie man auf den Bildern erkennen kann, macht die Arbeit in der Regel auch Freude.
Wichtig ist vor allem die Stärkung und der Zusammenhalt der Gemeinde in dieser für alle sehr schweren Zeit, besonders aber für die San hier mitten im Busch. Der Gemeindechor und die Traditionsgruppe spielen dabei eine wichtige Rolle.
Mit besten Grüßen,
Rüdiger von Versen
*Sakaria Asser und Phillipus Dweb nehmen regelmäßig zweimal wöchentlich an der Erwachsenenbildung teil. Phillipus leitet die Traditionsgruppe (Kulturgruppe) der Gemeinde.